Dienstag, 21. Februar 2012

Day 16 - People like Robin

Die gestrige Pubnight war wirklich toll. Auch wenn ich schon um 11 wieder zu Hause war. Sie bewies einmal mehr wie gut es ist, dass es das Leonardo-da-Vinci oder auch das Erasmus-Programm der Hochschulen gibt. Im Pub war ein bunter Mix aus Deutschland, Liechtenstein, Italien, England, Frankreich, Afrika, Saudi-Arabien und noch mehr Nationen versammelt. Jeder sprach mit Jedem - und, na klar geht es in einem Pub eher ruppig und laut zu, aber in erster Linie sind alle da um mit Anderen zu sprechen und neue Leute kennenzulernen. Wenn man sich umsah, hat man die unterschiedlichsten Menschen in kleinen Gruppen zusammen sitzen sehen. Kurz bevor ich ging dann mein "Finale" des Abends - die "Open-Mic-Night" ("Offenes-Mikrofon-Nacht") verführte Einige dazu, sich doch mal auszuprobieren. Am Tambourin war Roberto, ("einer meiner") Italiener, die Bongos schnappte sich Abdullah (Saudi Arabien, auch aus der Sprachschule), Gitarre war englisch besetzt und das Mikrofon ging an einen, mit unbekannten Sänger aus.. keine Ahnung. Ich hätte aus Saudi-Arabien geschätzt, aber ein anderer Saudi, den ich gefragt habe, sagte, er könne kein einziges Wort verstehen. Auf jeden Fall hatte dieser aber Spaß. Kennt ihr diese Videoclips aus Japan, bei denen die Asiaten enthusiastisch rocken - so richtig mit springen und geschlossenen Augen und wilden Gesten mit den Armen? So war das. Wie aus dem Japanischen Fernsehen :).

Besonders beeindruckt hat mich an dem Abend der Franzose Robin. Er ist der Franzose, mit dem ich am Sonntag auch Pool (Billiard) gespielt habe und ich hatte ihn schon vor 2 Wochen mal gesehen - da war er allerdings betrunken und ich widerum davon angewidert. Nachdem er am Sonntag und gestern nüchtern war, habe ich mich etwas mit ihm unterhalten. Zunächst mal hat Robin aktuell bei Facebook 860 "Freunde" (Kontake) und sagt, er kennt jeden einzelnen davon. Das kommt daher, dass er fast schon überall mal gelebt hat. (Robin ist übrigens erst 21 oder 23 Jahre alt - die genaue Zahl habe ich vergessen). Er hat in Frankreich begonnen, Management und Marketing zu studieren und als dann die Entscheidung anstand, ins Ausland zu gehen, entschied er sich für Deutschland. Ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Obwohl alle Verantwortlichen ihm gesagt haben, es sei unmöglich, irgendwie dieses Semester zu absolvieren, hat er es einfach gemacht. Von den 30 Credits (Lerneinheiten / Punkte - ist ein internationales System), hat er glatte 42 erbracht. Und deutsch gelernt. Er spricht bei weitem nicht perfekt, aber man kann sich mit ihm unterhalten. Anschließend wollte er dann doch etwas Englisches haben, also ging er nach Kanada. Dann noch irgendwo nach Nordeuropa (auch vergessen, glaube es war Norwegen) und jetzt ist er nach England. Wobei er noch andere Zwischenstationen hatte, die ich nun aber nicht mehr zusammenbekomme. Als nächstes geht er wohl nach China. Er hat auch dort Kontakte. Sein Studium ist abgeschlossen und als ich ihn fragte, wie er das denn finanziere, sagte er - er arbeitet einfach. Er kennt soviele Menschen und ist so gut in seinem Job, dass er jederzeit jemanden in irgendeinem Land anrufen könnte, und dort einen Job bekäme. Arbeitgeber lassen ihn ungern gehen. Ich bin geneigt, ihm zu glauben. Ich fragte ihn, wann er Totnes verlässt und er sagte "Mal sehen. wenn ich Lust dazu habe." . Beeindruckender wird das Ganze dadurch, dass er früher sehr ängstlich war. Er hat bei Stress immer Ausschlag bekommen, wie Pusteln über den ganzen Körper. Und das hatte er fast immer. Irgendwann hat er beschlossen, einfach nicht mehr ängstlich zu sein. Auch ihm passieren Dinge, die unvorhergesehen sind. Er hat mal nen Flug verpasst und wäre fast ausgeflippt - hat sich dann aber beruhigt, es irgendwie organisiert und ist trotzdem noch rechtzeitig angekommen. Er hat in London auf dem Bahnsteig übernachtet, aber das findet er nicht schlimm. Zitat "Es gibt immer viele Wege für mich zum Ziel". Und so lebt er seinen Traum. Ein hoffnungsloser Optimist - aber es funktioniert. Das hat mich nachhaltig beeindruckt. Wieder zuhause bekam ich noch eine kurze email von ihm - hier ein Auszug (bitte nicht zu ernst nehmen. Im Ringen um die korrekten englischen Worte benutzt er manchmal einfach ähnliche Worte, die er kennt): "When i saw that the berliner don´t live their dream..i was very disapointed ^^ It will be a pleasur to talk with you again, and i hope, you could come in my world and be free ;). i will let you know when i go out if you want :). (Frei übersetzt: "Ich war enttäuscht, festzustellen, dass die Berlinerin ihre Träume nicht lebt. Es wäre mir ein Vergnügen mich nochmal mit dir zu unterhalten und ich hoffe, dass du wie ich auch, eines Tages frei sein kannst. Ich lasse dich wissen wenn ich wieder ausgehe, wenn du willst.")

Da er Franzose ist (ich benutze einfach mal dieses Klischee), sagt er natürlich auch Dinge wie "What happens in Totnes, stays in Totnes" (analog zu "What happens in Vegas, Stays in Vegas" - "Was in Las Vegas passiert, bleibt auch in Las Vegas") und verabschiedete mich mit einem dreisten "Bye, Süße" (ja, auf deutsch). Aber abgesehen davon, hat dieser junge Mann mich sehr beeindruckt und ich bin sehr froh, ihn getroffen zu haben. Und das ist nur eine der interessanten Begegnungen, die ich hier mache und wofür ich dem Leonardo da Vinci-Programm sehr dankbar bin. Damit verabschiede ich mich für heute mit einem typisch englischen

"Cheers!"

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