Samstag, 5. Mai 2012

Day 91 - Drowning the f* head

Um 11:30 bin ich mit Mauro zum Frühstück verabredet. Bis 12 wird Frühstück serviert, es ist also die ideale Zeit. Allerdings für Frühstück denkbar ungeeignet, denn wer schafft es schon, so lange hungrig zu bleiben? Als wir uns also im Barrell House in Totnes sehen, haben wir beide schon gefrühstück und so werden es nur 2 große Café Latte bzw. 1 großer Moccha mit Kakao. Dabei erzählen wir uns gegenseitig unsere Zukunftspläne, diskutieren den Wert der Armee für das männliche Erwachsenwerden und was uns die Zeit hier gebracht hat und wie sie uns verändert hat. Mauro habe ich dabei am Meisten zu verdanken. Und das sage ich ihm auch. Der, den ich zuerst so unterschätzt habe hat mich am Allermeisten, Allerpositivsten und vor Allem Allernachhaltigsten beeinflusst, wenn ich diesen Neologismus mal heranziehen darf.

Er zeigt mir endlich die Fotos seiner größten, hier entstandenen Skulptur - ein menschlicher Kopf, auf der Seite liegend. Und er sagt, dass er ihn nicht mag und nicht weiß was damit zu tun. Ins Flugzeug kann er ihn nicht mitnehmen, die Gastfamilie hat keinen Bedarf, auf Arbeit (im Fitnesscenter) ist der auch falsch platziert.. was also tun. Er sagt scherzhaft: "vielleicht sollte ich den verdammten Kopf im Fluss versenken." Damit hat er meine Aufmerksamkeit - ich stimme für "ja". Eine Weile lachen wir noch darüber bis wir dann plötzlich beschließen, das wirklich zu tun. 

Wir machen uns also auf den Weg zu seinem "Gasthaus" um "den Kopf" zu holen. Der Kopf ist in Naturgröße, also wie ein richtiger Kopf und er hat begonnen ihn innen schwarz zu färben. Es dauert eine weitere Tasse Tee bis er sich dazu durchringen kann, den Kopf wirklich zu versenken. Wir packen also den Kopf in eine Plastiktüte, nehmen die Reste schwarze Farbe mit (durch die Augen sieht man das weiße Keramik und das sieht falsch aus. Versenkt oder nicht, das Werk soll vollendet werden!) und machen uns auf den Weg. Ein makabres Gefühl, am Rande bemerkt, mit dem Kopf in der Plastiktüte durch die Gegend zu laufen - die Gesichtszüge zeichnen sich durch die dünne Plastiktüte deutlich ab. Doch wie die gesamten letzten 2 Wochen tröpfelt es immer mal wieder und es ist kaum jemand unterwegs - bis zum Dart (Fluss) - da sind plötzlich Horden von Menschen unterwegs. Wir gehen noch 500 Meter nach dem letzten Haus weiter den Fluss entlang und setzen uns auf eine Bank. Mauro gießt den Kopf aus und dann warten wir. Wir warten ganze 20 Minuten lang bis wir die Gelegenheit haben, den Kopf in den aktuelle mit Ebbe besehenen Fluss zu schleudern. Ich hätte gern ein Foto davon gemacht aber dafür bleibt keine Zeit. Irgendwie macht mich das Ganze euphorisch - es ist schon ein "künstlerischer Akt" an sich, die Skulptur zu versenken. 

Auf dem Weg zurück in die Stadt fallen Mauro dann noch diverse Stationen ein, die wir abklappern müssen - ein Schirm muss zurückgegeben werden, einige Dinge der Wohlfahrt gestiftet, ein Fotobuch im Fitnesscenter abgegeben und einige Leute ge-/besucht werden. Gegen halb 4 dann Mittagessen (italienischer Essensrhytmus, leicht verspätet) und dann wollen wir nochmal Pool spielen. Ehe wir es uns versehen ist es Abends 6 Uhr und wir verabschieden uns. Zum letzten Mal.


Vermeindlich. Gegen elf bekomme ich eine email: "Ich werde dich vermissen Deutsche. Bist du da? Kann ich mich nochmal verabschieden kommen?" 
Und gegen halb eins trinken wir dann noch einen Tee zusammen und verabschieden uns ein weiteres Mal. Zum letzten Mal.

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