Freitag, 4. Mai 2012

Day 90 - Finally ... Dartmouth.

Beginnen wir heute nochmal mit gestern: die erwähnte Abschiedsfeier fand statt. Und wie sie statt fand. Und ich konnte mich nicht darum drücken (Mission: "polnischer Abgang" gescheitert). Auf dem Weg zum Kingsbridge Inn traf ich bereits 4 andere (2x2) Studenten. Als wir dann allerdings in den Pub gingen wurde ich von einem ohrenbetäubenden Getöse begrüßt. Außer den (sehr gut angetrunkenen) Italienern hatte sich bereits wahrscheinlich die volle Besetzung der language school (ausgenommen unter 18jährige) eingefunden! Doch die Italiener brüllten nur für mich und alle anderen schauten mich an um herauszufinden, wer denn da so stürmisch begrüßt wird :).

Mit uns als Nachzüglern wurde es im Barraum zu voll und wir wurden in den Partyraum gebeten in dem auch ein Piano steht - hier waren wir schon mal, Roberto hatte hier seine Künste am Piano mitsamt Gesang demonstriert. Es kamen dann nach und nach noch mehr Studenten. Ich unterhielt mich jedoch prächtig mit Mauro´s Begleitung, einer Californien/Britin Lhasa und Stefania. Alle bekannten Gesichter zogen an dem Abend an mir vorbei und es war schon schön da. Die Freude weilte allerdings nicht lang denn um 11 wurden wir dann rausgebeten. Zapfenstreich. 
Über ein kurzes "Intermezzo" im einzig länger offenen Pub, dem Castle Pub (bis 12 immerhin) mit äußerst genervten Barkeepern (waren wohl eher auf einen ruhigen Abend eingestellt als 3 brüllende Studenten) und Stefania (gut angeheitert) zum ersten Mal durchgängig auf deutsch kam es dann zum Grund des Abends: dem Abschiednehmen. Dieses dauerte weitere 45 Minuten auf der Straße vor dem Pub. Bei dem Lautstärkepegel und den schmalen Gassen rechnete ich eigentlich jederzeit mit der Polizei, aber die hatte wohl schon Feierabend (England halt..).

Jeder umarmte hier jeden und versprach sich ein Wiedersehen - Stefania fing plötzlich an zu weinen als sie sich von mir verabschiedete und Roberto krallte sich an jedem einzelnen fest und bekundete seine Liebe mit Küssen ;).
Doch, so weit ist es ja noch nicht - wir sehen uns nochmal wieder, soviel sei vorweggenommen.

Nach und nach verschwanden die Teilnehmer und es blieben so um die 12 übrig, die noch nicht schlafen wollten. Wir hüpfen (so möchte ich den energetischen Zustand aufgrund der allgemeinen Stimmung mal beschreiben) Richtung Halbinsel, der Name klingt jetzt gerade größer als das Ding selbst - es ist eher eine kleine Landzunge in der Mitte Totnes´s hier und singen uns gegenseitig was vor, um es mal so pragmatisch zu beschreiben. Jedenfalls singt Abdullah. Arabisch. Toll. Ich habe keine Ahnung was Abdullah gesungen hat, aber es war schön. Gegen halb 3 verlässt uns allerdings die Kraft und wir gehen nach Hause.

Heute morgen dann weckt mich mein Handy so gegen 8, dass viel zu laut eingestellt ist. Beim Klingeln stehe ich senkrecht im Bett (figurativ). Mauro möchte was unternehmen. "Mauro ich bin krank" - "Ach komm ich bin nur noch 2 Tage hier" - "Mauro, total gern aber mir geht es wirklich nicht gut" - "Ach, Deutsche!!" - nichts - "Komm schon, wir gehen frühstücken" - "... na gut! Aber ich darf wählen wo!"
Es wird das Fat Lemons Café. Laut Internet das Beste in Totnes. Ich habe pochierte Eier auf Toast, Mauro Rühreier auf Toast, Lhasa Marmelade auf Toast. Alles Öko- und Fairtrade natürlich. Und anschließend - Dartmouth. Fragt mich nicht, wie das zu Stande kam.. "plötzlich" saß ich halt im Bus...
...und eine knappe Stunde später stieg ich in Dartmouth wieder aus. Ich weiß nicht warum es bei google keine guten Bilder aus Darmouth gibt - der Ort ist BEAUTIFUL! Wirklich ein tolles Motiv und Panorama. 

Wir haben genau 3 Stunden Zeit den Ort zu erkunden bevor Mauro zurück muss um in der Schule seine diversen Zertifikate zu empfangen. Wir laufen also durch die kleinen Gassen (ist schließlich England) und, natürlich, Gallerien und an überdurchschnittlich vielen großartig detailliert gestalteten alten Häusern, bestimmt 30% aller Häuser hier sind "gelistet", stehen also unter Denkmalschutz. Im Erdgeschoss jeweils kleine Shops mit Plunder (und das meine ich so - teilweise wirklich schöne, seltene, besondere... Staubfänger - es bleibt halt ein Touristenort). Vorbei an all dem laufen wir bis es nicht mehr weitergeht und gelangen: zu bayard´s cove und einem.. "Platz" möchte ich sagen. Es ist quasi ein Turm nur ohne Dach und nicht so hoch und mit halbrunden "Fenstern" rundum, jeweils vom Boden bis.. vielleicht 1,40m hoch reichend (wow, was für eine Beschreibung!).
Die Besichtigung desselben dauert ganze 30 Minuten weil jeder von uns irgendwie in einem der "Fenster" verschwindet, sich an den Abgrund setzt, die Beine baumeln lässt, Kingswear auf der anderen Seiten des Flusses besieht und seinen eigenen Gedanken nachhängt (außer Mauro, der zeichnet natürlich). 

Wir kommen auch vorbei am shop von Paul Barclay, einem sehr grafischen Künstler, der allerlei "nautisches" Zeug verkauft und damit natürlich den Nerv der Touristen aber sowas von genau auf den Kopf trifft.. eines seiner großen Bilder kostet 400 €. Aber sie schreien meinen Namen! 

Anschließend ist dann auch schon Mittagszeit und wir suchen uns einen warmen Ort, Lhasa hat nur einen Pullover mit.. Also gibt es Tee für alle und etwas mehr öko-Essen (Gott, dafür liebe ich Devon - kaum jemand sagt "du bist ja verrückt" nur weil man gesund leben und mit reinem Gewissen essen möchte!!) So verbringen wir den Tag damit durch die Straßen zu bummeln. Gern hätten wir das Schiff zurück genommen aber die Zeit genügt nicht, die Fahrt nach Totnes dauert 90 Minuten lang. 

Als es dann an der Zeit ist, den Bus zurück nach Totnes zu nehmen beschließe ich, noch etwas hier zu bleiben. Der Tag ist zu schön um schon zu Ende zu sein also gönne ich mir eine Kugel Eis (Mandel-Pistazie.. wundervoll) am Wasser, laufe noch eine Weile durch die Stadt und mache mich dann selbst auf den Rückweg - der letzte Bus geht um kurz vor 5 von hier. Dartmouth ist ein toller Ort. Und mit mehr Zeit und flachen Schuhen hätte ich gern sehr viel mehr erkundet - an den Rändern der Stadt versprechen die Silhouetten Großartiges.. für 2012 muss es jedoch erstmal reichen. 

Eines der bunteren Bilder von Paul Barclay


Der Abend beginnt erst gegen 10, als ich mich auf den Weg in den Pub mache, in dem die Arbeitskollegen Jan-Eriks Abschied feiern. Ich hätte schon viel früher da sein sollen, aber ich bin immer noch krank und fühle mich gar nicht danach... 
3 Stunden habe ich gebraucht um mich selbst zu überreden das Bett zu verlassen. Auf dem Weg die High Street hoch treffe ich dann auch schon Fini - auf dem Rückweg. Ich bin zu spät, die Party ist vorbei. Also gehe ich mit ihr die High Street wieder runter, wo ich auf dem Hinweg die Italiener gesehen habe. Die sind mittlerweile gerade auf dem Weg die High Street hoch, also gehe auch ich wieder hoch. Oben beschließen wir dann jedoch in einen anderen Pub zu gehen, also gehen wir die High Street wieder runter. Hat jemand mitgezählt? Ich nicht. Über weitere Umwege (2 Runden Pool im "Lord Nelson" um genau zu sein) komme ich dann schlussendlich im Dartmouth Inn an, wo es Karaoke geben sollte. 

Aber das wäre ja zu schön gewesen: auch dafür bin ich zu spät. Der Karaoke Part ist bereits vorbei. Hier im Dartmouth Inn haben sich heute die Studenten versammelt, die Tanzfläche ist also in fester language school-Hand. Und gestern Abend lerne ich dann, was einige Männer aus dem mittleren Osten so über europäische Frauen denken (zumindest aus den Handlungen geschlossen), als ich mich plötzlich mit einem der Tunesier konfrontiert sehe. Beziehungsweise seiner Zunge in meinem Ohr. Betrunken und nett, aber bestimmt drängt er sich mir tanzend auf (und mich an die Wand) und erzählt mir dabei dass er ja schon die ganze Zeit an mir interessiert sei (wir haben in meinen 3 Monaten hier maximal 3 Sätze miteinander gewechselt). Und dass er sich bei anderen über mich erkundigt habe, und ich doch aber immer mit anderen Studenten zusammen und nie allein und greifbar gewesen sei. Und er ja immer versucht hätte meine Aufmerksamkeit zu erregen. Er suche doch eine Frau die mindestens die nächsten 7 Jahre mit ihm hier bleibt (er wird hier Öl-Ingenieur oder sowas studieren). Ob ich denn noch was trinken wollte bevor ich mit ihm eine Zigarette rauchen würde. Ich wollte nicht. So geht das eine Weile und als der Club dann endlich zumacht und ich mich in Sicherheit wähne geht es draußen sogar noch weiter: ob ich denn nicht mit ihm mitkommen wolle. Ich sollte doch bitte nicht schüchtern sein, das sei völlig in Ordnung. Ich sei zwar keine Tunesin, er könne mir nicht vorschreiben was ich tun solle (!) aber warum ich denn schon nach Hause wolle. Um es kurz zu machen #bla #bla #bla. Schlussendlich, ein paar deutliche Worte später, befinde ich mich allein und unverfolgt auf dem kurzen Heimweg auf die andere Seite der Brücke, über Tunesier sinnierend. Die letzte Handlung des Tages: eine email an Mauro mit einer Einladung zum Frühstück. Dann schlafe ich endlich erschöpft ein.

"Disclaimer": der Tunesier war höchst betrunken und die anderen Teilnehmer aus dem mittleren Osten waren ausnahmslos und zu jedem Zeitpunkt äußerst höflich, zuvorkommend und hilfsbereit zu mir und anderen Frauen / Männer / Tieren / Kindern ;).

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